Wie Fotografiere ich meine Katze – Folge 9Wie fotografiere ich meine Katze

Kittenfotos – eine Herausforderung

 

Problemstellung

Das Fotografieren von noch jungen Kitten stellt uns vor einige zusätzliche Probleme, die wir bei Fotos erwachsener Katzen nicht haben:

  • Alles ist viel kleiner und näher und bietet deshalb wenig Raum für die Platzierung von Licht und Kamera.
  • Die Kitten sind in den ersten Wochen noch nicht sehr kooperativ und drehen sich ständig im Kreis.
  • Die Mutter kann in Panik geraten und versucht dann ihre Kinder zu retten.

 Thor – 2 Wochen alt

 

Panik vermeiden

Eine panische Mutter zerstört jeden Versuch ordentliche Fotos zu erhalten. Deshalb müssen wir zuallererst für eine entspannte Situation sorgen.

Ich habe mir angewöhnt, die Fotos von kleinen Babies in dem Raum zu machen, in dem die Wurfkiste steht.

Das Setup wird in aller Ruhe schon ein paar Stunden vorher erstellt und bleibt dann einfach zur gründlichen Inspektion durch die Mutter stehen.

Da ich unsere Mütter ohnehin von Anfang an dazu animiere gelegentlich einen Spaziergang durch Haus und Garten zu unternehmen, fällt es nicht schwer, dieser kurz vor dem Shooting einen Spaziergang anzubieten.

In der Regel habe ich dann genügend Zeit in aller Ruhe die Aufnahmen zu erstellen. Wenn sie dann zu früh zurück kommen sollte, dann beobachtet sie das Treiben durch die Glastüre. Das ist kein Problem, solange die Kitten selbst ruhig bleiben.

Hektik muss um jeden Preis vermieden werden, denn nichts ist schlimmer, als wenn die Mutter durch das geöffnete Schlafzimmerfenster den Hilferuf ihres Kindes im Garten vernimmt. Dann hilft nur noch eine längere Unterbrechung, bis sich alles wieder beruhigt hat.

 Thekla - 2 Wochen alt


 

Kreisverkehr

In den ersten Wochen ist es kaum möglich, ein still sitzendes Baby zu fotografieren, da es sich ständig suchend im Kreis dreht.

Hier gilt es geduldig zu warten, bis das Kitten die nächste Runde absolviert hat, um dann im richtigen Augenblick auf den Auslöser zu drücken.

Ein Helfer kann hier gute Dienste leisten, wenn er das Baby beruhigend auf dem Arm hält und unmittelbar vor der Aufnahme in Position setzt.

Es kann auch hilfreich sein, eine runde Unterlage zu verwenden, die man dann mitsamt dem Kitten in die richtige Position dreht.

Sie werden sehen, dass hier das exakte Timing enorm wichtig ist, damit man nicht den kurzen Augenblich verpasst, in dem das Kitten in die richtige Richtung schaut.

Wir müssen auf jeden Fall genügend Aufnahmen machen, da der Ausschuss wesentlich größer ist als bei den Fotos einer erwachsenen Katze.

 Tiara - 2 Wochen alt


 

Nahkampf

Je kleiner das Kitten ist, umso näher müssen wir heran, damit es formatfüllend aufgenommen werden kann. Hier könnte zwar auch ein Teleobjektiv nützlich sein, aber ich bevorzuge eine Festbrennweite von 50 mm.

Da ich mit APS-C Sensor fotografiere entspricht der Bildausschnitt einem leichten Teleobjektiv von 80 mm im Kleinbildformat. Durch die Festbrennweite kann ich zwar nicht bequem auf unterschiedliche Bildausschnitte zoomen, aber bei kleinen Kitten kann man den Ausschnitt auch durch vor- oder zurückbeugen in ausreichendem Maß variieren.

 Thekla - 1 Woche alt

Die Festbrennweite bringt mir dafür mehr Schärfe durch ein erheblich höheres Auflösungsvermögen und eine wesentlich höhere Lichtstärke, womit sich der Aufwand für das Licht reduzieren lässt. Man schießt ja auch nicht mit Kanonen auf Spatzen!

 

Dauerfeuer oder Einzelschuss?

In der Regel wird uns das Tageslicht nicht ausreichen. Deshalb müssen wir uns zwischen Dauerlicht und Blitzlicht entscheiden.

Ich bevorzuge auch bei Kittenfotos meist Blitzlicht, aber man muss hier die Vor- und Nachteile beider Varianten vergleichen:

 Thor - 1 Woche alt


 

Dauerlicht:   Dieses gibt es in den Varianten Halogen, Glühlampen, Energiesparlampen und LED.

 Glühlampe 500W und Energiesparlampe 125W

Der Nachteil davon ist, dass Halogen- und Glühlampen in geeigneter Stärke eine enorme Hitze entwickeln. Das ist nicht nur für die Kitten belastend, sondern treibt auch dem Fotografen nach kurzer Zeit die Schweißperlen auf die Stirn.

Energiesparlampen und LED-Lichter sind zwar kälter, bringen aber in der Regel (bei LED noch) nicht genügend Leistung.

Das bedeutet oft, dass wir mit höheren ISO-Werten (Sensorempfindlichkeit) arbeiten müssen und uns damit unnötiges Farb- und Helligkeitsrauschen im Bild einhandeln.

Ein unschlagbarer Vorteil ist, dass die Belichtungsautomatiken fast aller Kameras problemlos damit umgehen können und wir uns deshalb nicht allzu viel Sorgen um die korrekte Belichtung machen müssen.

Selbst wenn wir kreativ im manuellen Modus arbeiten wollen können wir zunächst die Grundbelichtung mit der Kameraautomatik oder einem externen Belichtungsmesser ermitteln und danach nach Bedarf variieren.

Da wir es hier mit einem kontinuierlichen Licht zu tun haben können wir mit der Serienbildfunktion der Kamera bei jedem Auslösevorgang eine Bildfolge aufnehmen um uns hinterher für das jeweils schönste Bild zu entscheiden. Damit lassen sich die schnellen Kopfbewegungen der Kitten leicht kompensieren.

 Tiara - 1 Woche alt

Tiara – 1 Woche alt

 

Blitzlicht:      Diese Variante gibt es in unterschiedlichen Stärken und Preisklassen als Kompakt- oder als Studioblitz.

 Studioblitz 300Ws

Der Vorteil dabei ist, dass wesentlich weniger Hitze entsteht, da Licht nur für den winzigen Bruchteil einer Sekunde erzeugt wird, wenn es tatsächlich gebraucht wird. Auch im niedrigsten ISO-Wert bieten preiswerte Blitze in dem erforderlichen Entfernungsbereich noch ausreichend Reserven für knackig scharfe Bilder.

Nachteilig ist, dass ein Blitzgerät nach jeder Aufnahme eine kurze Ladezeit benötigt, bevor die Ladung für die nächste Aufnahme ausreicht. Schnelle Bildfolgen sind deshalb nicht möglich.

Die Messung der korrekten Belichtung ist ebenfalls etwas aufwändiger. Die Belichtungsautomatik der Kamera versagt komplett und für Blitzlichtaufnahmen geeignete Belichtungsmesser sind teuer.

 Belichtungstestreihe

Das sollte uns aber nicht entmutigen, denn wir können die korrekte Belichtung auch durch Testaufnahmen mit unterschiedlichen Einstellung ermitteln um sie dann für alle nachfolgenden Aufnahmen in der gleichen Situation anzuwenden. Nutzen Sie dazu das Histogramm, das wir in Folge 1 im Heft 3/2011 besprochen haben.

 

Vor dem Sturm

Bevor Sie mit den eigentlichen Aufnahmen beginnen bauen Sie in aller Ruhe das Setup auf, und erstellen Sie ihre Testaufnahmen.

Wenn Ihre Kamera eine eingebaute Histogrammfunktion und möglicherweise auch die Direktaufnahme mit dem PC (Tethering) unterstützt sind Sie fein raus. Andernfalls kopieren Sie Ihre Testaufnahmen auf den PC um sie dort mit einem geeigneten Bildbearbeitungsprogramm oder Bildbetrachter mit Histogrammfunktion zu beurteilen.

Die meisten Kameras schreiben die jeweiligen Kameraeinstellungen mit in die Bilddatei hinein. Diese Daten (EXIF) können sie dann von dem Bild mit den geeignetsten Einstellungen anschauen und auf die Kamera übertragen.

 EXIF-Daten

EXIF-Daten

 

Immer mit Dummy

Die Geduld jeder Katze ist beschränkt. Das gilt insbesondere auch für kleine Kitten.

 

Machen Sie Ihre Testaufnahmen deshalb immer mit einem Ersatzobjekt. Erst wenn alles komplett aufgebaut und eingestellt ist kommen die Hauptpersonen mit ins Spiel.

Ich verwende als Model eine blonde Puppe im roten Kleid mit einer weißen Schürze. Dies hilft mir bei der Beurteilung der Farbtemperatur und die blonden Haare simulieren die Lichtwirkung auf das Fell. Zusätzlich gebe ich meinem Model noch ein Testchart in die Hand, so wie es in der Folge 2 im Heft 4/2011 beschrieben war.

 Mein Einstellobjekt

Das Bühnenbild

Es gibt viele Möglichkeiten ein geeignetes Umfeld für Kittenfotos zu erstellen. Meine Standardvariante ist mit einer ausreichend großen Hohlkehle, auf den bei Bedarf Auflagen aus Stoff oder Papier unterschiedlichster Farben gelegt werden können. Ich verwende dafür eine biegsame Kunststoffplatte in der Größe 130cm x 100cm, die ich auf eine feste Grundfläche in geeigneter Höhe (Tisch, Sideboard, Wurfkiste) lege, an der vorderen Kante z.B. mit Klebeband gegen Verrutschen sichere und deren hinteres Ende an der Wand aufstelle.

 

 

Hohlkehle

Durch die Hohlkehle wird die harte Kante am Übergang zwischen Grundfläche und Wand vermieden. Denken Sie bei Ihrem Aufbau auch an die Sicherheit der Kitten. Eine Hilfsperson sollte während der gesamten Aufnahmezeit weniger als eine Armlänge von den Kitten entfernt sein. Ein Daunenbett unterhalb der Aufnahmefläche bietet zusätzliche Sicherheit.

 

Es werde Licht …

Mein bevorzugtes Lichtsetup besteht aus zwei Leuchten auf Stativen, die von vorne seitlich, leicht erhöht,  auf die Kitten gerichtet sind. Wenn nur eine geeignete Leuchte zur Verfügung steht, dann kann man die zweite durch einen geeigneten großflächigen Reflektor ersetzen. Diese kann man als Faltreflektor käuflich erwerben, oder man überzieht eine normale Styroporplatte mit Aluminiumfolie. Der Reflektor muss so angeordnet werden, dass er möglichst viel Licht der Leuchte auf die andere Seite des Objektes reflektiert. Auch wenn diese Lösung nicht so flexibel wie die Zwei-Lampen-Lösung ist, so kann man doch zumindest die harten Schatten aufhellen.

 

Setup mit zwei Leuchten

 

Die Weichspüler

Hartes Licht wirft harte Schatten und erzeugt damit einen schnellen Übergang zwischen hellen und dunklen Bildpartien. Die Zwischentöne, die für die Darstellung der Details zuständig sind fehlen oft völlig.

Bei weichem Licht gibt es keinen harten Schattenverlauf. Zwischen Licht und Schatten gibt es einen weichen Übergang, in dem viele Details aufgelöst werden können.

Doch was macht das Licht härter oder weicher? Die natürlichste aller Lichtquellen, die Sonne, ist eine punktförmige Lichtquelle in großer Entfernung. Gäbe es nicht die Atmosphäre deren Dunst einen kleinen Teil der Sonnenstrahlen zerstreut, dann könnten wir im Schatten keinerlei Details erkennen.

Um den gleichen Effekt zu erreichen benötigen wir vor unseren Leuchten eine Ersatzatmosphäre in Form eines durchscheinenden neutralweißen Stoffes.

Im Fotozubehör gibt es spezielle Softboxen und Diffusorschirme zum Zerstreuen des Lichtes zwischen Leuchte und Objekt. Softboxen sind geschlossene schwarze Boxen mit einer reflektierenden Innenseite und einem weißen Diffusor auf der Lichtaustrittsseite.

Sie werden auf der Leuchte befestigt. Durch die geschlossenen Bauform entsteht kaum Streulicht und sie haben einen hohen Wirkungsgrad. Diffusorschirme sehen aus wie weiße Regenschirme und werden auf die Lampenhalterung aufgesteckt. Sie sind – wie ein Regenschirm – in Sekunden aufgeklappt und erzeugen ein sehr weiches Licht. Der Nachteil gegen Softboxen ist, dass sehr viel mehr Streulicht im Raum entsteht.

 Reflektor- und Durchlichtschirm

Es gibt auch noch schwarze Reflektorschirme mit einer reflektierenden Innenseite. Diese reflektieren das Licht der Leuchte großflächig.

Durch die rauh aufgebrachte meist silberne Beschichtung wird das Licht ebenfalls gestreut. Es entsteht weniger Streulicht im Raum als bei Durchlichtschirmen, aber die Entfernung zum Objekt wird größer, da die Schirme ja auf der dem Objekt abgewandten Seite montiert werden müssen.

Bei beiden Schirmarten kann die Weichheit des Lichtes beeinflusst werden indem man die Schirme unterschiedlich tief in die Halterung steckt.

 

Ran an den Feind

Da unsere Leuchten zusätzlich auch noch wesentlich näher als die Sonne sind erscheinen sie uns auch nicht punktförmig sondern großflächig. Dadurch erzeugen sie nicht nur einen Schlagschatten, sondern auch eine Dämmerungszone darum herum.

Die Dämmerungszone wird um so größer, je größer unsere Lampenfläche ist und je näher sie am Objekt ist.

Unsere relativ kleinen Leuchten punkten hier ganz klar vor der viel größeren Sonne, da sie vom beleuchteten Objekt aus gesehen unter einem großen Öffnungswinkel (= große Dämmerungszone) erscheinen und die extrem ferne Sonne trotz ihrer Größe nur ein Punktlicht (= keine Dämmerungszone) darstellt.

 Thor – 3 Wochen alt

 

Alles Einstellungssache

Wenn wir regelbare Studioblitze zur Verfügung haben, dann sind wir fein heraus. Andernfalls bleibt uns nur die Möglichkeit die Leuchtdichte durch die Entfernung der Leuchte zum Objekt zu regeln.

Beachten Sie dabei aber, dass ein halbieren der Entfernung, wegen der kugelförmigen Ausbreitung des Lichtes, die Leuchtdichte nicht verdoppelt, sondern vervierfacht!.

Theoretisch könnte man Glüh-, Halogen- oder LED-Lampen auch dimmen, aber dadurch würde sich die Lichtfarbe verändern und wir würden uns schnell hässliche Mischlichtprobleme einhandeln.

 Thekla – 3 Wochen alt

Thekla – 3 Wochen alt

 

Alles im Lot

Es versteht sich von selbst, dass wir die Kamera bei der Aufnahme gerade halten müssen. Die wenigsten bedenken dabei aber was das tatsächlich bedeutet: Unser Raum ist dreidimensional.

Z-Achse:       Von hinten betrachtet muss die Kamera waagerecht sein. Andernfalls würden die Objekte auf dem Foto hinterher schief hängen. Dies könnte man mit einem passenden ebenfalls schiefen Zuschnitt zwar ausgleichen, dafür müssten wir aber bereits bei der Aufnahme durch größere Entfernung ausreichend Umgebung mit aufnehmen, wodurch wertvolle Auflösung verloren ginge.

 

Nach links gekippt

X-Achse:      Von der Seite betrachtet sollte die Kamera annähernd gerade sein und nicht stark nach vorne oder hinten kippen. Für spezielle Aufnahmen gibt es hier zwar Ausnahmen, aber unser Standard sollte in etwa auf Augenhöhe mit dem Objekt sein. Andernfalls erhalten wir stürzende Linien wie man sie von Aufnahmen hoher Gebäude kennt. Je nach Richtung werden entweder die Köpfe oder die Füße zu groß dargestellt.

 Nach unten gekippt


 

Y-Achse:      Das seitliche Verschwenken der Kamera (von oben betrachtet) wird meist nicht beachtet. Bei korrekter X- und Z-Achse könnte das Hauptobjekt zwar korrekt dargestellt werden, aber sobald in der Aufnahmeumgebung senkrechte und waagerechte Linien auftauchen können diese im Foto nicht mehr rechtwinklig zueinander aufgezeichnet werden. Verschieben Sie deshalb lieber Ihren Kamerastandpunkt nach links oder rechts anstatt die Kamera nach links oder rechts zu schwenken.

 Nach links geschwenkt


 

Schau mir in die Augen Kleines …

Ein Bild erscheint uns immer dann als scharf, wenn die Augen klar und deutlich dargestellt werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Schärfepunkt egal ob automatisch oder manuell immer auf die Augen legen.

Mancher hält ein Bild für schärfer, wenn die Tiefenschärfe vom Objekt bis zum Hintergrund reicht. Dadurch lenkt der Hintergrund aber enorm vom eigentlichen Objekt ab.

Die Bildwirkung lässt sich deshalb oft deutlich verbessern, wenn der Hintergrund in Unschärfe übergeht. Wichtig ist, dass die maximale Schärfe möglichst hoch und exakt am richtigen Fleck ist.

Deshalb versuchen wir auch unsere Objekte dichter an der Kamera und möglichst entfernt vom Hintergrund zu platzieren.

 Tiara - 3 Wochen alt


 

Was ich selbst gesehen habe …

Ihre Augen sind nicht objektiv! Stellen Sie sich vor, sie haben zwei Leuchten mit exakt gleicher Helligkeit jeweils 40 cm links und rechts vom Objekt aufgestellt und Ihr Kitten bewegt sich nur 20 cm zur linken Seite. Sie werden kaum einen Unterschied bemerken, aber die Aufnahme zeigt später eine völlig einseitige Beleuchtung.

Wenn wir uns an die kugelförmige Ausbreitung des Lichts erinnern wird schnell klar: Links hat sich die Entfernung halbiert, die Lichtmenge also vervierfacht. Rechts wurden aus 40 cm 60 cm, das Licht hat sich etwa halbiert. Das ergibt insgesamt ein Beleuchtungsverhältnis von 8:1 zwischen links und rechts.

Dieser Effekt könnte reduziert werden, wenn wir beide Leuchten weiter entfernt aufstellen würden, aber dann hätten wir wieder harte Schatten durch punktförmige Lichtquellen…

 Tiara - 3 Wochen alt


 

Auf die Menge kommt es an

Für eine korrekte Belichtung muss exakt die richtige Lichtmenge auf den Sensor (bei Digitalkameras) oder Film (bei Analogkameras) wirken. Die Sensor-/Film-Empfindlichkeit (ISO-Wert) bestimmt welche Menge benötigt wird

Bei Digitalkameras können wir den ISO-Wert einstellen, bei Analogkameras müssten wir dagegen den Film wechseln.

Es wäre jetzt zu einfach, wenn wir die Lichtmenge ausschließlich über den ISO-Regler einstellen könnten. Leider ist es aber so, dass nur bei niedrigen ISO-Werten (100-200) richtig scharfe Bilder entstehen. Schon bei ISO 800 zeigen die Bilder deutliches Rauschen.

Der ISO-Wert verhält sich linear zur Empfindlichkeit. Das bedeutet dass ein verdoppelter ISO-Wert auch die Empfindlichkeit verdoppelt und damit die erforderliche Lichtmenge halbiert.

Wir haben schon gehört, dass wir die vorhandene Lichtmenge bei Kunstlichtaufnahmen durch die Entfernung der Leuchten zum Objekt und eventuell durch einen vorhandenen Einstellknopf beeinflussen können.

 

Stillgestanden!

Eine wichtige Einflussgröße für die Belichtung ist die Einwirkzeit. Konstantes Licht vorausgesetzt verhält sich die wirksame Lichtmenge linear zur Öffnungszeit des Verschlusses der Kamera.

 Thekla - 3 Wochen alt

Leider sind uns auch hier Grenzen gesetzt. Eine zu lange Verschlusszeit führt zu unscharfen Aufnahmen, da jede Bewegung des Kopfes oder eines Beinchens nicht mehr scharf abgebildet werden kann. Zusätzlich sind wir selbst nicht in der Lage die Kamera ruhig genug zu halten.

Deshalb gilt unabhängig der Geschwindigkeit des Objektes die Faustregel, dass die Belichtungszeit nie länger sein darf wie der Kehrwert der Brennweite (z.B. 1/50 Sekunde bei Brennweite 50 mm).

Die Blendenzahl bestimmt den relativen Durchmesser der Eintrittsöffnung der Kamera. Da die Blendenöffnung eine nahezu kreisförmige Fläche ist vervierfacht sich die gleichzeitig wirksame Lichtmenge bei einer Verdopplung des Blendendurchmessers. Einer Verdoppelung würde damit etwa einer Vergrößerung des Durchmessers um den Faktor 1,4 entsprechen.

 

Belichtungs-Einmaleins

Die Kenntnis, das sich Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit linear, die Blendenöffnung dagegen quadratisch zu der wirksamen Lichtmenge verhält hat dazu geführt, dass die Bedienelemente der Kameras fest definierte Einstellraster erhalten haben (ganze Belichtungsstufen).

Jede Veränderung eines Reglers um eine ganze Stufe halbiert oder verdoppelt die Lichtmenge. Aber Achtung! Bei der Blende liefert die jeweils kleinere Zahl mehr Licht, bei ISO und Zeit die größere.

 Tiara, Thor & Thekla – 3 Wochen alt


 

Blende:  1 – 1,4 – 2 – 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11 - 16 - 22 – 32 - …

ISO:         100 – 200 – 400 – 800 – 1600 – 3200 – 6400 - …

Zeit:        1s – 1/2s – 1/4s – 1/8s – 1/15s – 1/30s – 1/60s – 1/125s – 1/250s – 1/500s - …

Jede Veränderung eines Einstellelementes um eine ganze Raste kann durch eine Raste eines der anderen beiden Regler in entgegengesetzter Richtung kompensiert werden.

Hinweis: Moderne Kameras haben meist die Möglichkeit über halbe oder drittel Stufen bei einzelnen oder allen drei Komponenten noch feiner abzustimmen. In diesem Fall müssen Sie die Anzahl der Rasten natürlich mit 2 oder 3 multiplizieren.

Halbe Rasten:
Blende 4 – 4,8 – 5,6;
ISO 100 – 140 -200;
Zeit 1/60s – 1/90s – 1/100s - 1/125s

Drittel Rasten:
Blende 4 – 4,5 – 5 – 5,6;
ISO 100 – 130 - 160 – 200;
Zeit 1/60s – 1/80s – 1/125s

 

 

Thor – 3 Wochen alt

 

Spielverderber

Spätestens wenn wir das Wissen über die Belichtungsdauer auf Blitzleuchten anwenden wollen erkennen wir, dass diese sich nicht an die Regeln zu halten scheinen.

Zum Einen haben wir eine Mindestbelichtungszeit von 1/250s bis 1/50s einzuhalten, zum Anderen hat eine Verlängerung der Belichtungszeit nicht mehr den erwarteten Einfluss.

Die Ursache liegt darin, dass der Blitz nur für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde aufleuchtet und nur diese kurze Zeit darf als wirksame Belichtungsdauer berücksichtigt werden. Während der restlichen Verschlusszeit wirkt nur das wesentlich schwächere Umgebungslicht.

Auf der positiven Seite können wir das durch die geringe wirksame Belichtungszeit verschwindend klein gewordene Verwacklungs-risiko verbuchen.

 

Los geht’s …

Nun haben wir lange genug über Theorie geredet. Ich werde jetzt mein Setup aufbauen um unsere drei Wochen alten Kitten zu fotografieren.

 Thor – 3 Wochen alt

Thor – 3 Wochen alt

 

Ich verwende heute:

  • Meine Kamera
  • 1 Hohlkehle mit Hintergrund belegt
  • 2 Studioblitzleuchten einstellbar
  • 1 Durchlichtschirm
  • 1 Reflektionsschirm

Modelling:

  • Måneskinn’s Thekla, Tiara & Thor

Ich hoffe ich konnte Ihnen ein paar Anregungen vermitteln und die Lust zum Experimentieren wecken. Teilen Sie Ihre Ergebnisse mit uns! Die Redaktion freut sich immer über schöne Fotos der unterschiedlichen Rassen zur Veröffentlichung im Magazin

 

Thekla – 3 Wochen alt

 

 

 Tiara – 3 Wochen alt


 

Auch im späteren Heften wird die Serie mit einem spannenden Thema fortgesetzt. Wenn Sie einen konkreten Themenvorschlag haben, teilen Sie ihn mir bitte mit.

Bis jetzt sind folgende Themen erschienen:

  • Folge 1:                     Das Histogramm                                                              Heft 3/2011
  • Folge 2:                     Belichtung und Weißabgleich                                           Heft 4/2011
  • Folge 3:                     Kleine Helferprogramme                                                  Heft 1/2012
  • Folge 4:                     Workflow zur Bildverbesserung                                       Heft 2/2012
  • Folge 5:                     Gruppenfoto mit GIMP                                                     Heft 3/2012
  • Folge 6:                     Glückwunschkarten mit Gimp                                           Heft 4/2012
  • Folge 7                      Freistellen mit GIMP                                                         Heft 1/2013
  • Folge 8                      Bildschärfe                                                                       Heft 2/2013
  • Folge 9                      Kittenfotos – eine Herausforderung                                Heft 2/2014

 

Die Themen sind auch online verfügbar auf meiner Homepage:
http://www.maneskinns.de/index.php/fotokurs

©  Titelfoto: Johnny Krüger

©  Text und übrige Fotos: Friedrich Walz